Wohnungslosigkeit

Viele Menschen, die unsere Einrichtungen aufsuchen, haben ein „normales“ und bürgerliches Leben geführt. Oft wird die Frage gestellt, wie kommt es denn zum Wohnungsverlust? Die Gründe für den Verlust der Wohnung sind sehr vielfältig.

Die „klassische Wohnungslosenbiografie“ gibt es nicht. Wohnungslosigkeit kann im Prinzip jede*n treffen. Die Gründe für den Verlust der Wohnung treten in der Regel nicht isoliert auf. In der Regel treffen mehrere Faktoren zusammen. Beispiele sind: Verlust der Arbeit, Überschuldung, persönliche Schicksalsschläge, chronische körperliche oder psychische Erkrankungen, Suchtprobleme oder Haftstrafen. Oftmals wird die Integration durch fehlende schulische oder berufliche Qualifikationen und/oder einen Migrationshintergrund erschwert.

Der Wegfall von familiären und sozialen Beziehungen ist nicht selten Folge von Scheidung oder Trennung. Die Familie als soziales Sicherungsnetz verliert an Bedeutung oder ist nicht mehr vorhanden.

Soziale Grundrechte werden von vielen Betroffenen nicht realisiert. Die sozial- und gesundheitspolitischen Reformen der vergangenen Jahre bringen für Wohnungslose zusätzliche Lasten.

Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt haben sich für Wohnungslose nicht nur nicht verbessert, sondern verschlechtern sich aktuell weiter. Wohnraum wandelt sich immer stärker vom Sozial- zum Wirtschaftsgut. Für arme Menschen wird der Zugang zu bezahlbarem und zumutbarem Wohnraum immer noch schwieriger.

Wohnungslosigkeit trifft Männer und Frauen, jüngere und ältere Menschen. Rund ein Viertel der Betroffenen sind Frauen, etwa 15-20% sind jünger als 25 Jahre. Ohne qualifizierte Hilfe ist ein weiteres Abgleiten auf die Straße vorprogrammiert. Es muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.

Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe

Nach den Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) waren im Jahr 2016 ca. 860.000 Menschen in Deutschland ohne Wohnung – seit 2014 ist dies ein Anstieg um ca. 150 %. Die BAG W prognostiziert von 2017 bis 2018 einen weiteren Zuwachs um ca. 350.000 auf dann ca. 1,2 Millionen wohnungslose Menschen. Das wäre eine erneute Steigerung um ca. 40 %.

Seit dem Jahr 2016 schließt die BAG W in ihre Schätzung die Zahl der wohnungslosen anerkannten Flüchtlinge ein.

Die folgenden Zahlen zur Struktur der Wohnungslosigkeit berücksichtigen die wohnungslosen Flüchtlinge nicht, da für diese Gruppe der Wohnungslosen keine entsprechenden sozio-demografischen Daten verfügbar sind:

Ca. 52.000 Menschen leben ohne jede Unterkunft auf der Straße. Seit 2014 (ca. 39.000) ist dies ein Anstieg um 33 %.

Ca. 290.000 (70 %) der wohnungslosen Menschen sind alleinstehend, 130.000 (30 %) leben mit Partner*in und/oder Kindern zusammen. Die BAG W schätzt die Zahl der Kinder und minderjährigen Jugendlichen auf 8 % (32.000), die der Erwachsenen auf 92 % (390.000).

Der Anteil der erwachsenen Männer liegt bei 73 % (290.000); der Frauenanteil liegt bei 27 % (100.000) und ist seit 2011 um 3 % gestiegen).

Ca. 12 % der Wohnungslosen sind EU-Bürgerinnen und -Bürger; das sind ca. 50.000 Menschen. Viele dieser Menschen leben ohne jede Unterkunft auf der Straße. Vor allem in den Metropolen beträgt ihr Anteil an den Personen ohne jede Unterkunft auf der Straße bis zu ca. 50 %. Wenn also die „Straßenobdachlosigkeit“ stark durch die EU-Binnenzuwanderung geprägt wird, trifft dies für die Wohnungslosigkeit insgesamt nicht zu.

Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald unterstützen wir mit unseren Angeboten jährlich durchschnittlich ca. 300 Menschen.

Damit wohnungslose Menschen Chancen erhalten und soziale Teilhabe ermöglicht wird, braucht es neben gesellschaftlicher Toleranz besonders menschliche Zuwendung, Zeit und fachlich qualifizierte Hilfe. Lebensperspektiven drücken sich oft in Hoffnung und neuer Tatkraft aus.

Weitere Informationen:
www.bag-wohnungslosenhilfe.de und www.liga-bw.de